Antonius Säule

Antonius-Säule

Errichtet für den hl. Antonius von Padua von 1757 bis 58, anstelle eines Vorgängerbaues, der „durch einen Donnerstreich Völlig in grundt zerschmettert undt Ruiniret worden ist“ (Quelle: Diözesanarchiv).Der heilige Antonius soll beim Auffinden verlorener Gegenstände helfen.

Standort:

Unterwaltersdorf, Wampersdorfer Straße

Antoniussäule an der Wampersdorfer Straße in Unterwaltersdorf

Wer kennt das nicht: Verloren, und trotz gründlichster Suche nicht zu finden?!
Früher gaben in solchen Fällen Mütter und Großmütter den Rat,
dreimal hintereinander den heiligen Antonius von Padua um Hilfe anzurufen
und schon wäre der vermisste Gegenstand wieder gefunden.
Der Heilige gilt aber auch als Patron der Franziskaner (er gehörte diesem Orden an),
der Bäcker, Eheleute, Liebenden, Reisenden und andere. Anlässlich der letzten Restaurierungsarbeiten wurden im neu errichteten Fundament der Säule zeitgenössische Münzen und ein Schriftstück eingemauert, geborgen in einem verlöteten Kupferrohr und in einer Glasflasche.

Hier der Wortlaut des Schriftstückes:

An Euch, die ihr nach uns kommt
Diese Säule mit der Statue des heiligen Antonius von Padua haben wir im Herbst 1987 abgetragen, restauriert und im Frühjahr 1989 auf neuem Fundament wiedererrichtet.

Die Kosten von etwa 45.000,- Schillingen trägt die Gemeinde. Bürgermeister ist Willi Valenta – Ebreichsdorf, Vizebürgermeister ist Ökonomierat Johann Miltner – Unterwaltersdorf, geschäftsführender Gemeinderat für Kultur ist Dr. Anton Nevlacsil –Weigelsdorf, Pfarrer ist bis August 1988 Salesianerpater Dr. Franz Fuchs und danach Salesianerpater Roman Stadelmann.

An etwa dieser Stelle stand bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Säule, die dem heiligen Franz, dem heiligen Seraphin und dem heiligen Antonius geweiht war. Laut einem Brief der Gemeinde Unterwaltersdorf vom 25. März 1756, der heute im Diözesanarchiv aufbewahrt wird, wurde diese Säule am 17. Juni 1754 „durch einen Donnerstreich Völlig in grundt zerschmettert undt Ruiniret“. In der Folge erklärte sich die Gemeinde bereit eine neue Säule zu errichten. Wir kennen den Tag ihrer Errichtung nicht, nehmen aber etwa die Jahre 1757 bis 1758 an. Während unserer Abbauarbeiten kamen zwei Teile eines Gesimssteines zum Vorschein, von denen einer die Ziffern 172 trug. Es dürfte sich um Reste des ersten Baues handeln. Aus der Innschrift, deren Einerstelle offenbar fehlt, ist zu schließen. daß der erste Bau in den Zwanziger – Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet worden war. Wir werden diese Steine dort wieder vergraben, wo sie waren: unter der Steinstufe vor den Ecksteinen.

Vor der Restaurierung war das Ensemble schon sehr verwittert. Die Statue trug keinen Kopf mehr und drohte herunterzustürzen. Die ehemalige Inschrift war nicht einmal mehr in Ansätzen zu entziffern. Nun kamen wir – spät, aber zum Glück nicht zu spät – einer Verpflichtung nach, die unsere Vorfahren vor mehr als 200 Jahren auf sich genommen haben, nämlich die der Erhaltung der Säule.

Wir wissen nicht, welche Wünsche sie damit verbanden. Wir legen – wie einst sie – einen Teil unserer Sorgen und Hoffnungen in diesen Stein zu Füßen des heiligen Antonius. Und Ihr, die Ihr vielleicht einmal unsere Botschaft findet, haltet es ebenso und sorgt für dieses kleine Kunstwerk.

Unterwaltersdorf, am Montag, den 8. Mai 1989

Frühwirth Johann, Heilinger Josef sen. und jun., Mayer Ernst, Mayer Hans, Mag. Melka Ferdinand, Pelz Rudolf, Varga Paul

Folgende Geschichte findet sich im oben abgedruckten Dokument nicht, ist aber bedeutsam:

1950 verletzte sich der 14 –jährige Kurt mit ungelöschtem Kalk im Gesicht so schwer, dass völlige Erblindung zu befürchten war. Ein Monat lang konnte der Bub absolut nichts sehen. In ihrer Not tat seine Mutter das Gelübde, im Falle seiner Genesung etwas für die devastierte Antoniussäule zu tun. Der junge Mann wurde zwar nicht völlig gesund, aber immerhin blieb ihm das Augenlicht erhalten und er konnte wenige Jahre später eine Lehre antreten und abschließen.

Seine Mutter hielt Wort. Am wichtigsten war ein neuer Kopf für die Statue. Den originalen sollen russische Soldaten mit Gewehrschüssen zerstört haben. Pfarrer Dr. Kirchberger, dessen handwerkliche Fähigkeiten weithin bekannt waren, formte einen Kopf aus Beton, der bis etwa 1985 Wind und Wetter trotzte. Dann stürzte er herab und wird bis zum heutigen Tag in der Familie des 1950 verletzten und großteils wieder genesenen Buben wie ein Kleinod gehütet.

von Dr. Ernst Mayer ©