Kriegszeiten

Kriegszeiten in Ebreichsdorf

Im 1. Weltkrieg (1917) organisiert Sanitätsrat Dr. Adolf Eckstein für 200 Ebreichsdorfer eine Kriegsküche.

Speisezettel 11.-18. November:
Montag: Kartoffelsuppe und Sauerkraut
Dienstag: Geriebene Gerstensuppe und eingebrannte Kartoffeln
Mittwoch: Kartoffelsuppe und Kürbisgemüse
Donnerstag: Gerstensuppe und eingebrannte Kartoffeln
Freitag: Brotsuppe und eingebrannte Apfelspalten mit Nockerl
Samstag: Geriebene Gerstensuppe und eingebrannte Kartoffeln
Sonntag: Kartoffelsuppe und Bröselknödel mit Marmelade

Im 1. Weltkrieg fallen 57 Ebreichsdorfer auf diversen Schlachtfeldern.
1924 Kriegerdenkmal (heute an der Friedhofsmauer, früher auf dem neuen Platz der Dreifaltigkeitssäule) von Rudolf Drasche-Wartinberg gespendet.

Standort:

Ebreichsdorf

Ebreichsdorf erlebt schwere Zeiten

1933: 600-Jahr-Feier der Pfarre, Kardinal Innitzer visitiert, ein Glasfenster wird in der Kirche eingesetzt, das den Hl. Engelbert darstellt (Erzbischof und Märtyrer) – Kanzler war damals Engelbert Dollfuß. Darunter stand die Devise: „Österreich erneuern in Christus – Dr. Engelbert Dollfuß“

Ab 1938 bekommt die Pfarre die Machtübernahme durch die NS zu spüren:

  • Katholische Vereine werden aufgelöst
  • Die katholische Mädchenkongregation hält sich noch im Geheimen, löst sich aber nach Belästigungen durch die HJ auf
  • Fronleichnamsprozession auf das Vorstadtl beschränkt, da sie angeblich ein Verkehrshindernis darstellt
  • Pfarrer Maly bekommt Schulverbot
  • Die geistlichen Schwestern werden aus dem Kindergarten vertrieben
  • Seelsorgestunden werden untersagt, Bittgänge verboten
  • Die Engelbert-Devise beim Fenster muss entfernt werden

Ab 1938 gibt es keine Arbeitslosen mehr in Ebreichsdorf. Wer nicht in den ansässigen Fabriken unterkommt, arbeitet in der Flugzeugfabrik in Wr. Neustadt.

Im 2. Weltkrieg muss Pfarrer Maly mehrmals zur Gestapo: Beim Fest des Hl. Leopold hatte er einen Gebetstext verwendet, auf dem die Bundeshymne aufgedruckt war. Weiters soll er gesagt haben, Hitler sei „vom Teufel besessen“, ein anderes Mal, Hitler habe „einen Vogel im Hirn“. Wunderbarerweise kam der Pfarrer immer ungeschoren davon.

Die Lebensmittelversorgung für die ca. 2000 Einwohner Ebreichsdorfs funktioniert auch in Kriegszeiten. Durchschnittlicher monatlicher Lebensmittelverbrauch 1940: Fleisch 6704 kg, Schweinefett 450 kg, Butter 2000 kg, Käse 800 kg, Zucker 500 kg, Marmelade 700 kg, Nährmittel 900 kg, Kaffeeersatz 1200 kg, Mehl 15.000 kg und 3350 Stück Eier.

Ab 1943 mussten die Mädchen der Hauptschule bei Fliegeralarm in den Keller unter der Schulleiterwohnung, die Knaben in den Keller des „Fritzhauses“ (Schulgasse 5-7).

Am 24. Mai 1944 wurde Ebreichsdorf bei einem amerikanischen Bombenangriff schwer getroffen, es gibt 11 Tote. Bei diesem Fliegerangriff, der eigentlich dem Flugplatz Münchendorf zugedacht war, wurde das Muttergottesbild auf dem linken Seitenaltar durch Bombensplitter getroffen – die Spuren sieht man heute noch.

Insgesamt verlieren 112 Ebreichsdorfer ihr Leben.

Am 2. April 1945 wird Ebreichsdorf von den Russen besetzt, das Schloss wird Kommandantur. Verwüstungen, Plünderungen und Vergewaltigungen sind die Folge. Auch Ebreichsdorfer beteiligen sich an den Plünderungen, so werden z.B. wertvolle Möbel aus dem Schloss verheizt oder in den Teich geworfen. Nächtelang hört man das Hilfegeschrei der verängstigten Frauen und niemand ist da um zu helfen. Am 17. Mai 1945 findet unter Bürgermeister Karl Ecker die 1. Sitzung des provisorischen Gemeinderates unter Anwesenheit des sowjetischen Ortskommandanten Urbanowitsch statt. Die Situation bessert sich, die Lebensmittelversorgung nicht. Einige Gemeindefunktionäre brachten 2 Waggons Getreide, die außerhalb von Weigelsdorf auf den Schienen standen, mit dem Ochsengespann nach Ebreichsdorf. Das Lagerhaus war nämlich von den Russen beschlagnahmt und das dortige Getreide wurde als „Russenspende“ für die Versorgung Wiens herangezogen.