Schranawand 1833

Schranawand 1833

DARSTELLUNG AUS DEM JAHRE 1833

von Franz Schweickhart Ritter von Sickingen

Schranawand, ein Dorf von 25 Häusern, unfern von Unterwaltersdorf gelegen, wovon Wimpassing- in Ungarn die nächste Poststation ist.

Der Ort gehört zur Kirche und Schule nach Unterwaltersdorf. Den Werbkreis besitzt das Linien-Infanterie Regiment Nr. 49. Als Landgericht ist die Herrschaft Ebreichsdorf aufgestellt, Grund-, Orts- und Conseriptionsobrigkeit ist aber die Herrschaft Unterwaltersdorf.

Hier leben 30 Familien, nämlich 69 männliche und 74 weibliche und 18 Schulkinder. Diese besitzen einen Viehstand von 35 Pferden, 10 Zugochsen und 48 Kühen.

Die hiesigen Einwohner sind sogenannte Landbauern, blos mit einem Schuhmacher, einem Schneider und einem Weber versehen und betreiben den Ackerbau, der ihnen etwas Weizen, meist aber Korn, Gerste und Hafer gibt. Auch erhalten sie einiges Obst von ihren Hausgärten. Ihre Bestiftung ist demnach gut zu nennen, da ihnen auch noch verhältnismäßig Wiesengründe zugeteilt worden sind. Die Gründe sind mittelmäßig, und erleiden bei der ohnehin etwas feuchten Bodenlage in nassen Jahren nachteilige Einwirkungen. Der Betrieb ihrer Viehzucht, welche wie hier allgemein, die Weide genießt, verdient keine besondere Erwähnung.

Die Häuser des Dorfes, von gutem Steinmaterial erbaut und mit Schindeln gedeckt, liegen in Gestalt eines Winkelmaßes in einer Ebene zwischen Mitterndorf und Unterwaltersdorf in geringer Entfernung westlich von den Piestingfluß, in der Mitte der Fläche von Reisenbach und östlich in größerer Entfernung von der Leitha der Länge nach umflossen. Am ersteren steht eine hierher gehörige Mühle mit vier unterschlächtigen Gängen.

Wenn gleich das Klima hier feucht ist, so ist es doch nicht ungesund, und gutes Wasser vorhanden. Berge, Wälder und Auen gibt es keine, daher besteht auch nur eine Feldjagd, die blos Hasen, Rebhühner und Wachteln liefert. Die Gegend überhaupt hier gehört nicht zu den schönen, da wenig malerische Abwechslung besteht. Durch das Gebiet des Dorfes zieht die alte, nun wieder in einer schauermäßigen Herstellung begriffene Straße von Wien nach Ödenburg in Ungarn. Von dem Ort aus zu den umliegenden Ortschaften führen bloß Feldwege.

Der Ort Schranawand hieß vor hunderten Jahren Schranwart, war ein eigenes Gut mit einem Schlosse und gehörte einen edlen Geschlechte, wovon aber nur Ulrich von Schranewaten im Jahre 1319 bekannt ist. Das Dorf ist aber noch viel älter, denn es erscheint in der von Bischof Ulrich von Passau am 7. Jänner 1120 ausgefertigten Urkunde, worin der Pfarre Traiskirchen die Grenzen bestimmt werden, auf.

Von den vorher erwähnten Ulrich von Schranewaten viel das Gut an Bernhard von Forstmeister und nach dessen Tode als ein Mannslehen an den Landesfürsten. Als solches erhielt es im Jahre 1331 Wolfkar von Himberg von den österreichischen Herzögen Albrecht und Otto. Im Jahre 1365 vergabte Herzog Rudolf IV den Ort der Probstei zu St. Stefan in Wien. Er mag nach der Hand wieder den Regenten zugefallen sein, weil im Jahre 1463 ein gewisser Hauptmann Hinko erscheint, der sich in den Besitze der Veste von Schranawand setzte, um seiner Bezahlung, wie Hasenbach ausführte, von Kaiser Friedrich IV zu erzwingen. Schranawand, welches mit mehreren anderen Schlössern verpfändet war, wurde 1494 von Kaiser Maximilian I nebst den Vesten Frauenberg, Baden, Pasdorf, Gutenstein, Waltersdorf und Mitterndorf wieder von Konrad Auer von Herrenkirchen eingelöst.

Im Jahre 1553 erhielt dieses Schloß samt Zugehör der Ritter Andreas Gussitsch als Lehen, es kam dann wieder an den Kaiser, bis solches (nun schon eine abgekommene Veste genannt) im Jahre 1613 an Oktavius Grafen von Cavriany nebst den Gütern Unterwaltersdorf und Schöngrabern auf lebenslang zum Genusse überlassen wurde, worauf diese Herrschaft und ihre Güter im Jahre 1620 dem Friedrich Reichsgrafen von Cavriany gegen Abrechnung seiner Forderung von Kaiser Ferdinand II erbeigentümlich überlassen blieben. Seit dieser Zeit ist Schranawand ein Bestandteil der Herrschaft Unterwaltersdorf geworden.

Besondere Merkwürdigkeiten oder Schicksale sind von diesem Ort nicht bekannt.